Allgemeines zur professionellen Fotografie
Jedes Motiv, sei es ein Rind oder ein Gänseblümchen, stellt Fotografen vor spezielle Herausforderungen. Damit ich Bilder erhalte, die Inhalte, Informationen und Botschaften vermitteln1Fotos haben im Kontext mit Text und Grafik eine Aufgabe zu erfüllen. Darüber muss man sich vor dem Fotografieren im Klaren sein, um am Ende geeignete Motive zu haben. und den Betrachter auch ästhetisch ansprechen, ist es notwendig, dass wir uns mit den Eigenarten von Rindern oder eben Gänseblümchen befassen.
Neben der Art und Weise, wie wir mit unseren Motiven umgehen, ist dieses Wissen notwendig, um die passende Technik auszuwählen, bevor wir auf die Weide gehen. Ich zum Beispiel arbeite immer mit zwei Kameras und habe auch passende Kleidung an, wenn ich Tiere auf einem Bauernhof fotografiere.
Meine Erfahrungen beim Fotografieren von Rindern
Rinder sind groß, stark und schnell, was sie potenziell gefährlich macht. Vor dem Fotoshooting spreche ich immer mit den Bauern über die Stimmung der Tiere und ob es einzelne Tiere gibt, die ich im Blick behalten muss.
Es ist ein großer Unterschied, ob ich eine Herde fotografiere, die nur aus weiblichen Tieren besteht oder ob darunter Kälber oder Bullen sind. Ich stand schon mal auf der Weide und zwei Muttertiere kamen im strengen Galopp auf mich zu gesprintet. 🫣 Gott sei Dank war die Bäuerin Anja (Hof Stolze-Kuh) mit dabei, sie winkte einmal dem Arm und die zwei sind abgedreht. Puh!
Ein anderes Mal wollte ich morgens um halb sechs eine Herde im schönen Morgenlicht fotografieren, die etwa einen Kilometer vom Hof entfernt war. Noch bevor ich die Herde erreichte, kam mir der Bulle Kurt entgegen. Er machte mir mit eindeutiger Körpersprache deutlich, dass er nicht wollte, dass seine Herde fotografiert wird.
Wissenswertes für Fotografen beim Fotografieren von Kühen
Für das Magazin »Aufs Land« habe ich den Kurs »Kuhflüstern mit Dr. Wilhelm Schäkel von der Bio Ranch Zembow fotografiert. Hier habe ich viel gelernt, was mir beim Fotografieren von Tieren hilft.
7 Tipps, wie man sich als Fotograf Kühen nähert
- Gesichtsfeld: Kühe können nach hinten schauen und haben ein Gesichtsfeld von 340°, während Menschen nur 180° sehen.
- Fluchttiere: Kühe sind Herdentiere und Fluchttiere. Halten Sie immer einen Fluchtweg offen und nähern Sie sich nicht direkt von vorne.
- Verhaltensweise generell: Als Fluchttiere müssen Rinder einschätzen, ob sich ihnen ein Angreifer oder ein harmloses Tier nähert. Verhält sich ein Mensch wie ein harmloses Tier und nicht wie ein Räuber, wird er nicht als Bedrohung empfunden.
- Verhaltensweise als Fotograf: Damit ich näher an die Tiere herankomme, laufe ich in einer Zickzack-Linie auf die Herde zu. Mein Blick ist dabei nicht auf die Herde, sondern in die Ferne gerichtet. Diese Methode funktioniert auch bei Schweizer Hühnern und bei bayrischen Wasserbüffeln wunderbar. 😊 Mit dem »Ich interessiere mich gar nicht für euch und lauf ganz woanders hin« Trick bin ich einigen Tieren sehr nahegekommen.
- Körpersprache: seine Arme immer am Körper halten, langsam gehen und unbeteiligt tun.
- Verhaltenssignale: Wenn Rinder muhen, schnell aufstehen oder den Kopf senken, entfernen Sie sich langsam.
- Sicherheit: Auch dann, halten Sie die Arme immer am Körper und entfernen Sie sich langsam, wenn die Tiere Anzeichen von Unruhe zeigen.
Das Rind als Fotomotiv
Vorteile: Rinder sind groß, bewegen sich langsam und sind meist friedlich.
Herausforderungen: Rinder stehen oft dicht beieinander, was es schwierig macht, sie als einzelne Tiere zu fotografieren. Kälber beim Säugen zu fotografieren erfordert Geduld und den Trick, sich uninteressiert zu geben.
Beste Zeit: Am einfachsten ist es, Rinder beim Grasen oder Wiederkäuen zu fotografieren.
Diffizil ist es auch, Kälber beim Säugen zu fotografieren. So ein Mensch mit einem Auge kennen sie noch nicht, dazu hockt er noch auf dem Boden; alles Umstände, die für ein Kalb neu und daher sehr spannend sind und den Hunger vergessen lassen. Hier hilft wieder der Trick: »Ich interessiere mich gar nicht für dich.«, dann wenden sich die Kälber meist wieder dem Euter zu.
Fotos von Rindern in der Postproduktion
Fehlbelichtungen sind bei modernen Kameras selten geworden. Selbst wenn sie auftreten, ermöglichen die hohe Farbtiefe und der große Dynamikumfang der Sensoren, das schwarze Fell von Galloways wieder kuschelig erscheinen zu lassen und die Struktur der weißen Flecken von Schwarzbunten herauszuarbeiten. Zugegeben, dies erfordert manchmal partielle Bearbeitung, aber es ist machbar und der zeitliche Aufwand bleibt überschaubar.
Meine persönlichen Hassobjekte sind Ohrmarken.
Egal ob Rind, Schaf oder Ziege, sie verunstalten ein jedes Tier und so bin ich stets bemüht diese gelben Dinger unsichtbar zu machen. Seit diesem Frühjahr (2023) geht es jetzt dank KI-gestützter Bildbearbeitung noch leichter. Selbst sehr große Ohrmarken bekomme ich nun komplett entfernt, bislang habe ich nur das Gelb ins Grau-braune gedreht.
Fazit zum Fotografieren von Rindern
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Fotografieren von Rindern ist eine spannende ist, das spezielles Wissen und Erfahrung erfordert. Rinder sind große, und manchmal unberechenbare Tiere, und ihre Herdentrieb- und Fluchtinstinkte müssen respektiert werden. Rinder sind eben keine Kuscheltiere.
Die richtige Technik und der respektvolle Umgang mit den Tieren sind entscheidend, um aussagestarke Fotos zu bekommen. Mit diesen Bildern gelingt es, die Besonderheiten von Kuh, Galloway, Wasserbüffel und Co. einem Betrachter näherzubringen, artgerechte Tierhaltung zu veranschaulichen und die natürliche Schönheit und Einzigartigkeit dieser Tiere darzustellen.
Mit meiner Arbeit als Fotograf möchte ich dazu beitragen, ein besseres Verständnis für Rinder und andere Nutztiere zu schaffen und die Bedeutung artgerechter Tierhaltung zu verdeutlichen.
Eberhard Schorr • Der Landfotograf • September 2023